Hustler 266 Sport
Volles Rohr
Hustler 266 Sport Der Ritt auf einer Kanonenkugel ist dagegen langweilig.
Testbericht des boote-Magazins 09/2005
Der Name Hustler stammt von einem amerikanischen Rennboot der frühen 70er-Jahre, das wiederum nach
dem gleichnamigen Film mit Paul Newman benannt wurde. Die US-Werft Hustler bietet zehn Modelle
von 21 bis 50 Fuß Länge an. Die Motor-Power-Palette reicht von einem 220-PS-Motor in der 211"PT
bis zu vier Motoren je 1200 PS in der 50 Performance. Neben Monohull-Booten,
so die englische Bezeichnung für ein Boot mit tiefem V-Rumpf, sind auch Katamarane im
Programm, die früher von Talon produziert wurden. Grundsätzlich kommt nur Allerfeinstes
aufs Wasser, das der Kunde bestimmt. Und so sind Hustler, was das Aussehen betrifft, Unikate.
Kraft, Kraft und nochmals Kraft. Das Auftreten der Hustler 266 ist rein optisch von ergreifender
Schlichtheit, sieht man vom Zierrad an Deck und den Rumpfseitenwänden ab. Die Schlupfkabine
unterm Vordeck entdeckt man erst, wenn man ins Cockpit schaut. Die knackige Motorleistung
dagegen lässt sich wegen der offenen Auspuffrohre erahnen. Sie ragen wie Kanonenrohre aus
dem Spiegel, machen sich aber erst hinter dem Boot akustisch bemerkbar. Die sportliche
Akustik sorgt für Schallpegelwerte weit jenseits der 85-dB/A-Komfort-Grenze.
Wer das Boot fährt muss kurz- und weitsichtig zugleich sein. Bei Geschwindigkeiten
jenseits der 100-km/h-Marke ist es ein unbedingtes Muss zu wissen, was sich unmittelbar
vor dem Boot und zugleich weit davor bewegt oder abspielt. Mit der Hustler 266 schnell zu
fahren ist eine Frage des Wassers, des Windes und vor allem der Erfahrung des Piloten.
Es sollten alle Sinne geschärft sein, fährt man mit Höchstgeschwindigkeit. Wir schafften es, mit der
Rheinströmung knapp die 130-km/h-Marke zu überschreiten. Dem Popometer gilt es dabei höchste
Beachtung zu schenken, auch wenn alles fast nur im Stehen gefahren wird. Da machen die
Rennsitze mit ihrem ausgeprägtem Seitenhalt und den elektrisch klappbaren Sitzauflagen
Sinn, da es für den Fahrer keinen sonstigen Halt gibt, wenn mit der einen Hand das
Steuerrad mit kleinen, schnellen Drehbewegungen und mit der anderen Hand der Gashebel
bewegt werden. Die kurzen Lenkbewegungen stabilisieren die Geradeausfahrt, und der
Gashebel muss in Sekundenbruchteilen betätigt werden, um Schaden von Antrieb und
Motor zu nehmen, wenn das Boot abhebt und wieder ins Wasser eintaucht.
Bei Rennbooten nennt man diesen Vorgang eingedeutscht 'throtteln'. Der 525 EFI von MerCruiser
ist ein gierig nach Drehzahl hechelndes, sehr bissig am Gas hängendes Sporttriebwerk,
das auch schon bei niedrigen Drehzahlen druckvoll arbeitet. Im unteren Drehzahlbereich
bis 3500/min wirkt die Leistungsentfaltung eher verhalten, erst bei hohen Drehzahlen
erwacht der V8 so richtig zum Leben und treibt die Hustler mit kraftvollem Schub voran,
der den Druck der Rückenlehnen spüren und das Potenzial des großvolumigen Motors erkennen
lässt, Kompressor sei Dank. Erst bei 5300/min setzt der Begrenzer ein und hält Kolben und
Pleuel dort, wo sie hingehören, im Motorblock.
Aber langsam fahren geht auch mit der Hustler 266 Sport, nur dann giert sie ein wenig,
hält aber den einmal eingeschlagenen Kurs bei, gleich ob jemand im Boot den Platz wechselt
oder nicht. Unverändert bleibt auch die Krängung. Im Kanal genügen 1500/min, um die 266er
mit 7 kn Fahrt voranzubringen, ohne störende Wellen zu entwickeln. Bei bester Voraussicht
begleitet um 3000/min den Übergang von Verdränger- in Gleitfahrt, ein für diese Boote
typisches Propeller-Ventilieren, da dieser einen Moment braucht, bis er im Wasser richtig
Grip findet. Hat er ihn, hält das Boot nichts mehr zurück, bis die Enddrehzahl von 5100/min
erreicht ist. Erlaubt sind maximal 5200/min. Damit die Hustler gerade noch mit 17 kn in
Gleitfahrt fährt, darf der Motor nicht weniger als 2500/min drehen. Eine Drehzahl von
3000/min oder ein Tempo von 30 kn erscheint als gute Reisegeschwindigkeit, wo eine
Tankfüllung für den größten Aktionsradius genügt. Was dabei verbraucht wird, haben
wir nicht gemessen, da unser Messgerät nicht mehr als 160 l/h zulässt. Doch wer fragt
bei solch einem Gespann schon nach dem Verbrauch? Entweder man hat’s oder hat’s nicht im Tank.
Bei Höchstgeschwindigkeit unterlässt man es besser, mit der Hustler 266 Sport abrupte oder extreme
Kursänderungen, wie Slalom, Verreißen oder eng verlaufende Kurvenfahrten, zu unternehmen. Da hat
man genug damit zu tun, das Boot ohne Schaukeln auf Kurs zu halten. Bis 45 kn sind Kurvenfahrten
gerade noch machbar, aber nicht empfehlenswert, denn zunehmendes seitliches Schaukeln begleitet
das Eindrehen. Kurven fährt man besser mit niedrigeren Geschwindigkeiten, schließlich entstammt
der Rumpf einem Rennboot. Da gewinnt, wer geradeaus fährt. Kurven werden nur bei Wendemarken
gefahren und das weitläufig.
Fährt man aber mit der 266er die Manöver etwas moderat, bis 35 kn, benimmt sie sich wie andere Boote
mit tiefem V-Rumpf auch. Sie schaukelt beim immer enger werdenden Eindrehen, hakt aber nicht ein.
Dass Rauwasser keine Aufgabe für dieses Boot darstellt, haben wir erwartet. Allerdings bedarf es
bei Fahrten im Bereich der Höchstgeschwindigkeit viel Aufmerksamkeit, Können und Erfahrung, das
Wasser richtig zu lesen, um nicht überrascht zu werden.
Summa summarum, muss man wissen, was man da unter dem Hintern oder den Füßen hat und sich
entsprechend darauf einstellen. Hält man sich an die Spielregeln, kann man mit dem Boot
schnell und sicher unterwegs sein, ohne dass sich jemand erschrecken muss. Ein Fahrer
braucht eben Zeit, sich an das Boot und vor allem an die Geschwindigkeit zu gewöhnen:
Kommt Zeit, kommt Erfahrung, kommt Spaß mit Sicherheit.
Beurteilen lässt sich solch ein Boot nicht auf der Vernunftebene, sondern nur auf
der emotionalen, bei Preisen ab 75 000 €. Was jedenfalls die Verarbeitung, die
technischen und elektrischen Installationen betrifft, finden wir keinen Anlass
zur Kritik. Es hat einfach Spaß und auch etwas süchtig gemacht – sowohl als auch.
Anmerkung von Fuboats:
Der 525EFI Motor hat natürlich keinen Kompressor.
Der Verbrauch liegt bei 50-80l pro Stunden